- Heike Wahlen
Kaufpreis von Welpen
Warum ist ein Cavalierwelpe bei Ihnen so teuer?
Häufiger Ablauf einer telefonischen Anfrage: "Hallo, ich habe gesehen, dass Sie Welpen zu verkaufen haben, was kostet denn ein Welpe? Ach so, das muss ich erst noch mit meinem Partner besprechen, ich melde mich dann wieder."
So bzw. ähnlich verlaufen viele Telefongespräche, ein großer Teil der Anrufer meldet sich nicht mehr und ist der Ansicht, dass wir unsere Welpen viel zu teuer verkaufen. Aber stimmt das, verkaufen wir unsere Welpen wirklich zu teuer? Eine verantwortungsvolle Hundezucht erfordert einen hohen finanziellen und zeitintensiven Einsatz. Wir möchten Ihnen hier gerne einmal darlegen warum man bei einem seriösen Züchter, der im VDH züchtet, keine Welpen zum "Schnäppchenpreis" bekommen kann.
Es ist ein weit reichendes Thema mit vielen Aspekten (auch mit Schattenseiten) und wir würden uns sehr freuen wenn Sie die Zeit aufbringen, alles zu Lesen.
Aufklärung über die Kosten
Wir als Züchter im VDH müssen, bevor wir überhaupt einen Wurf planen können, im Vorfeld bestimmte Voraussetzungen und Auflagen erfüllen:
- Wir müssen Mitglied in einem Zuchtverband sein (für die Cavaliere gibt es 3 Verbände im VDH, wir haben uns für den Internationalen Cavalier-King-Charles Club - I.C.C. entschieden), das ist Grundvoraussetzung um im VDH überhaupt züchten zu können.
- Wir unterliegen sehr strengen Vorschriften für die Unterbringung der Hunde, Zuchtverwendung Gesundheitsuntersuchungen, Sozialisierung der Welpen, Impfungen, Wurmkuren usw. Dies wird durch Zuchtwarte / Zuchtberater kontrolliert und bei Verstößen droht eine Zuchtsperre oder sogar, je nach schwere der Verstöße, der sofortige Ausschluss.
- Unsere Zuchtstätte wurde vom Kreisveterinäramt überprüft (Unterbringung und Pflegezustand unserer Cavaliere, Platzverhältnisse, Hygiene) und dann erst die Genehmigung zur Zucht erteilt.
Bevor überhaupt gezüchtet werden darf sind nicht unerhebliche Vorleistungen zu erbringen:
- den Mitgliedsbeitrag im Zuchtverband
- die Beantragung eines Zwingernamens
- den Besuch von Züchterschulungen, um immer auf dem aktuellen Stand der Zucht zu sein
- den Kaufpreis der Zuchttiere
- Die Aufzucht der Zuchttiere bis zu ersten Zuchtverwendung: Die Cavalierdamen frühestens mit 18 Monaten, die Rüden frühestens mit 15 Monaten
- Tierarztkosten: Impfungen, Entwurmungen, evtl. Erkrankungen oder Unfälle, Kastration älterer Hündinnen die nicht mehr in der Zucht stehen usw. (da kommen in einem Jahr schnell mal ein paar tausend Euro zusammen)
- Der Verlust bei Abgabe aufgezogener Cavaliere die für die Zucht geplant waren, aber dann doch nicht alle Standardanforderungen erfüllen (z. B. zu Klein oder zu Groß, nicht korrekte Farbe usw.), bei weitem nicht jeder viel versprechende Welpe entwickelt sich zu einem für die Zucht geeigneten Cavalier.
- Die Gesundheitsuntersuchungen der Zuchttiere: auf HD, Kniescheibenluxation und PRA, sowie regelmäßige auskultatorische Herzuntersuchungen.
- Die Zuchttauglichkeitsprüfung im Rahmen einer Zuchtschau und die Fahrtkosten dahin, oft ist noch Übernachtung und Verpflegung notwendig
- Dann das Decken: Die Deckgebühren (meist ab 500 €, nach oben sind keine Grenzen gesetzt), die Fahrtkosten zum Deckrüden (da kommen schnell oft mehrere tausend Kilometer zusammen), die Übernachtungs- und Verpflegungskosten während des Deckens (man deckt meist zweimal mit einem Tag Pause, das sind mindestens 3 Übernachtungen).
- Vorheriger Progesterontest, Herpesimpfung, Bakterienabstrich bei der Hündin.
- Meldegelder für Zuchtschauen (als Züchter sollte man ab und zu Präsent sein), Fahrtkosten, Verpflegung und Übernachtung
- Hundefutter und Zusätze, Hundekissen, Hundekörbe, Hundespielzeug, Hundeshampoo
- Anschaffung von Ersatz für zerfressene Möbel und Teppiche
- der Webmaster
- Telefongebühren, Inserate, Porto
- Strom, Wasser, Heizung
- und so weiter ...
Wenn dann nach Erfüllung aller Bestimmungen der erste Wurf gefallen ist:
- Die Geburt und Aufzucht der Welpen (Der enorme Zeitaufwand um die Welpen bestens zu prägen ist gar nicht aufzurechnen)
- Tierarztkosten wenn beim Werfen Probleme auftreten
- Die besondere Ernährung der Mutterhündin und der Welpen, Welpenmilch
- Die Kosten für Entwurmung, Impfungen, Gesundheitsuntersuchungen, Chippen
- Die Wurfabnahme
- Die Ahnentafeln
- Gehen Cavaliere ins Ausland die Kosten für das vorgeschriebene Auslandspedigree
- und so weiter ...
Und nicht zuletzt:
Alte Cavaliere, die nicht mehr in der Zucht sind, wollen auch versorgt sein. Diese Cavaliere bleiben bei einem verantwortungsvollen Züchter, bis auf wenige Ausnahmen, in der Familie. (Hündinnen müssen im Alter von spätestens 8 Jahren aus der Zucht genommen werden und erreichen ein durchschnittliches Alter von 10 bis 15 Jahren). Auch diese Tiere müssen gefüttert, geimpft, entwurmt und tierärztlich versorgt werden.
Der preisgünstige Welpe vom ordentlichen Züchter:
Natürlich gibt es auch bei verantwortungsvollen Züchtern einmal einen Welpen, dem vielleicht ein Hoden fehlt oder der sonst einen kleinen "Schönheitsmakel" hat. Er ist deswegen nicht krank und genauso gut geprägt wie seine Geschwister (kein ordentlicher Züchter behandelt einen Welpen schlechter, er liebt sie alle gleichermaßen), aber so einen Welpen kann man auch bei einem seriösen Züchter etwas billiger bekommen. Aber auch ihn gibt es nicht zum "Schnäppchenpreis".
Kostendeckung
Mit viel Glück schafft man eine "Kostendeckung", aber meist ist es nicht so. Die Ausgaben sind in der Regel höher als die Einnahmen.
In Fachkreisen gelten 2.500 Euro im Durchschnitt für einen Welpen als gerade "kostendeckend", wenn unter Berücksichtigung aller Anforderungen des Tierschutzes, der hundegerechten Haltung und der Züchterethik gezüchtet wird. Vorsicht ist geboten wenn Welpen über ein Drittel unter dem "üblichen Marktpreis" angeboten werden.
Ein "Züchter mit Herz" ist nicht auf Gewinn aus. Aber er muss seine Cavaliere ernähren und für den Unterhalt aufkommen. Und die wenigsten dieser "Züchter mit Herz und Seele" sind Millionäre. Es muss sich über die Jahre halbwegs die Waage halten, sonst ist man irgendwann gezwungen die Cavaliere abzuschaffen und die Zucht aufzugeben. Und im nächsten Kapitel sehen Sie dass es um jeden seriösen Züchter schade ist, der Aufgrund von "Schnäppchenjägern" die Zucht aufgeben muss.
Der Slogan "Geiz ist geil" ist beim Erwerb eines Lebewesens (ein Hund ist ein Lebewesen, viele "Welpenkäufer" scheinen dies leider vergessen zu haben) nicht angebracht!!!
Und nun die andere Seite der Medaille: Der Welpe zum "Schnäppchenpreis"
Merke: Nur wer billig "produziert" kann auch billig verkaufen!
Cavaliere zum "Schnäppchenpreis" besitzen nur selten Papiere eines anerkannten Zuchtverbandes. Die Welpen stammen meist von Hinterhof-Vermehrern oder aus illegalen Auslands-Importen.
Es wurde bei der Verpaarung der Elterntiere keinerlei Wert auf Gesundheit, Wesensfestigkeit, Sozialisation und andere züchterische Aspekte gelegt.
Die Welpen werden in der Regel schon im Alter von 4-6 Wochen von der Mutter getrennt (bis dahin säugt die Hündin die Welpen - es darf ja nichts kosten). Im VDH ist eine Abgabe der Welpen vor 8 Wochen verboten!
Die Mutterhündinnen werden in katastrophalen hygienischen Umständen gehalten, oft in Schweineställen oder Kellerlöchern, verdreckt bis unter die Decke. Diese armen Kreaturen sehen nie das Tageslicht, haben keinerlei Kontakt zum Menschen und fristen ihr trauriges Dasein als Wurfmaschine.
Diese Hündinnen werden viel zu früh (schon ab der ersten Hitze – im Alter zwischen 6 und 12 Monaten) und bei jeder Läufigkeit gedeckt (zweimal im Jahr!) bis sie total ausgelaugt jämmerlich „krepieren“. Oft sind solche Hündinnen dann schon weit über 10 Jahre alt (und älter, es gibt bei Tieren kein Klimakterium). Ist die Hündin zäh und produziert noch im hohen Alter Welpen wird sie solange weiter benutzt, bis sich die Sache von alleine erledigt hat. Kann sie keine Welpen mehr bekommen und lebt trotzdem noch wird sie ganz einfach "entsorgt".
Die Welpen werden weder entwurmt noch geimpft (das kostet ja alles Geld und würde den Gewinn schmälern). Impfausweise und Papiere werden gefälscht (man muss den Leuten ja vorgaukeln, sie hätten einen ordentlich gezüchteten Welpen erworben). Die Welpen haben, genau wie die Mutterhündin, keinen Kontakt zu Menschen, sind nicht sozialisiert und können, wenn es sich um große Rassen handelt, sogar zu einer Gefahr für ihr Umfeld werden!
Diese Welpen sind ganz arme Kreaturen, seelische Krüppel und diese psychischen Schäden sind nicht mehr zu beheben, man kann sie nur mit viel Geduld und viel Glück abschwächen (sofern diese Welpen die ersten Wochen überhaupt überleben). Meist sind so stark verwurmt und/oder schwer krank dass sie beim Käufer oft in kurzer Zeit bzw. in den ersten Lebensmonaten sterben (meist hat man hohe Tierarztkosten durch Behandlungen und Operationen, man versucht ja das Leben des kleinen Würmchens irgendwie zu retten, aber leider oft vergebens).
Viele Welpen haben vererbte Defekte wie schwerste HD (sie erleben oft nicht einmal das Alter in dem man sie operieren könnte und müssen eingeschläfert werden – die Schmerzen sind nicht mehr zumutbar), Augenerkrankungen, Herzerkrankungen, Epilepsie usw. Der Kauf eines Welpen zum Dumping-Preis kommt den Welpenkäufer oft teuer zu stehen. Oft sind die Kosten so hoch dass man sich 3 ordentlich gezüchtete Cavaliere dafür hätte leisten können.
Aber das Alles ist von diesen "Züchtern" durchaus beabsichtigt: Der frühe Tod der Welpen beschert diesen skrupellosen Geschäftemachern einen gleich bleibend guten Absatz. Wir selbst haben das erlebt: Ein Welpe aus Tschechien war nach 3 Tagen verstorben. Die Frau wollte daraufhin einen Cavalier aus unserem Hause. Aber der war ihrem Mann natürlich viel zu teuer. Er meinte allen Ernstes: Für das Geld kann ich in Tschechien ja 3 Welpen kaufen, einer davon wird ja wohl am Leben bleiben. Da steht einem der Verstand still.
Die einzigen, die von den Welpen zum "Schnäppchenpreis" profitieren sind die "Züchter" und Hundehändler, die bei geringsten Kosten einen enormen Gewinn auf Kosten der Hunde und der Welpenkäufer erzielen.
Also: Schauen Sie sich Ihren Züchter genau an und kaufen Sie nie aus Mitleid einen Welpen. Darauf bauen diese skrupellosen Zeitgenossen und das beschert denen diese hohen Gewinne - es ist leider ein wirklich lohnendes Geschäft. Nur wenn diese Welpen nicht mehr gekauft werden und kein Gewinn mehr damit zu erzielen ist können diese Grausamkeiten ein Ende finden.
Wozu braucht ein Familienhund überhaupt Papiere?
Viele Käufer eines Rassehundes meinen, sie bräuchten keinen Abstammungsnachweis (also keine Ahnentafel), weil sie mit Ihrem Hund weder auf Wettbewerbe gehen wollen noch züchten möchten. Aber eine Ahnentafel ist weit mehr: Sie ist die Geburtsurkunde des Hundes und gehört untrennbar dazu. Es ist immer Vorsicht geboten, wenn ein Hund mit Ahnentafel angeboten wird und beim Verzicht auf die Ahnentafel der Hund billiger abgegeben wird. Das sind unseriöse Methoden. Kein Züchter im VDH darf dies tun.
Der Verzicht auf die Ahnentafel öffnet Tür und Tor für skrupellose Hundevermehrer und Hundehändler, deren billige Rassehundewelpen aus zweifelhafter Quelle stammen. Deshalb sollte jeder Rassehundekäufer Wert auf eine Ahnentafel des VDH legen. Diese bestätigt, dass sein Hund aus einer streng kontrollierten Zucht stammt. Aber Achtung: Der Werbeslogan "Eltern haben VDH-Papiere" bedeutet noch lange nicht, dass die Welpen im VDH gezüchtet wurden. Viele Welpen aus Hinterhofzuchten werden so angepriesen!
Nun haben Sie viel über "Züchter" und Züchter erfahren und etwas mehr Klarheit darüber erhalten, was die Gründe für die großen Preisunterschiede sind.
Und dann kommen noch die ganz unverschämten Zeitgenossen mit der Frage: "Gibt´s die Welpen kostenlos?"
(Mail eines "Welpeninteressenten" auf eine Anzeige im dhd24)
Was bedeutet Züchterethik?
Hundezucht bedeutet die Verantwortung für die Nachzucht gesunder, wesensfester und sozial verträglicher Hunde. Eine erfolgreiche Zucht, im Sinne der Rasse, erfordert die sorgfältige Auswahl der miteinander zu verpaarenden Hunde. Es geht nicht darum, eine Hündin von einem Rüden decken zu lassen, um dann die Welpen mit Gewinn zu verkaufen. Ein seriöser Hundezüchter züchtet, um die Qualität einer Rasse zu erhalten und zu verbessern. Er ist Mitglied in einem zuchtbuchführenden Verein, der seine Zucht kontrolliert, beurteilt und seinen Welpen eine anerkannte Ahnentafel ausstellt.
Einen guten Züchter zeichnet vor allem die Liebe zum Haustier Hund aus. Er lebt mit seinen Hunden zusammen, weiß um ihre Bedürfnisse, um die Grundlagen einer sachgemäßen Haltung, Aufzucht, die Erziehung und Sozialisation seiner Nachzucht. Durch seine Erfahrung sind ihm auch gesundheitliche Probleme, Vorsorgemaßnahmen und Erste-Hilfe-Maßnahmen geläufig und er ist oft die erste Anlaufstelle für den Welpenkäufer, wenn dieser Probleme mit dem neuen Hausgenossen hat.
Vor allem sollte es einem guten Züchter darum gehen, den richtigen Käufer für seine Welpen zu finden - den Hundeinteressenten vor dem Kauf ordentlich zu beraten, zu prüfen, ob der Käufer auch bestimmte Voraussetzungen zum Halten eines Hundes erfüllen kann und dem frisch gebackenen Hundekäufer auch später noch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Sollte sich ein Fehlkauf herausstellen, ist er moralisch verpflichtet, den Welpen zurückzunehmen oder einen geeigneten Platz für ihn zu finden. In erster Linie bedeutet Züchterethik, dass mit dem Verkauf des Hundwelpen nicht die Verantwortung des Züchters für diesen endet.
Damit ein Hundezüchter diesen Anforderungen gerecht werden kann, braucht er viel Zeit, Platz und gewisse finanzielle Voraussetzungen. Er sollte nur so viele Hunde halten wie er betreuen, pflegen, beschäftigen und in den Tagesablauf seiner Familie mit einbeziehen kann. Dazu gehören auch ältere und kranke Hunde, die bis auf einige Ausnahmefälle im Züchterhaushalt verbleiben.
Erfolg einer Hunderasse muss über dem persönlichen Erfolg stehen. Seriöse Zucht bedeutet unter dem Gesichtspunkt der Genetik, die Gesunderhaltung und Funktionalität einer Rasse zu erhalten und zu verbessern und hat keine Gewinnerzielungsabsicht.